K + K

Kontrollverlust vs. Komasaufen

Der Begriff Kontrollverlust beschreibt ein Phänomen im Bereich des Alkoholholismus. Folgerichtig wird er dort meist in einen Zusammenhang mit Sucht und Abhängigkeit gestellt. Kontrollverlust beschreibt eine bestimmte Form des Trinkens bzw. des Umgangs mit anderen Drogen. Um die Person des „Säufers“ näher zu charakterisieren, kann dieser Tatbestand sehr hilfreich sein, beschreibt er doch in aller Regel eine Entwicklungsgeschichte.

 

Kontrollverlust ist Trinkform, Konsumart und oft das Ergebnis einer subjektiven Entwicklung.

 

Wer unter Kontrollverlust trinkt, hat die Fähigkeit aufgegeben, sich selbst und damit seinen Konsum zu steuern. Auch für einen zutiefst Abhängigen geschieht dieses Verhalten immer noch bewusst und kann auch als Willensakt aufgefasst werden. Anders ist die Situation bei einem normalen Alkoholkonsumenten. Er gerät meist zufällig in einen derart veränderten Zustand, dass er seinen weiteren Konsum nicht mehr kontrollieren kann. Sein Ziel ist es nicht, einen bestimmten Zustand zu erreichen. Die Folgen am nächsten Tag laden ihn meist nicht zu einer Wiederholung ein (Kater). Der Abhängige dagegen will bewusst in diesen Zustand, alle Konsequenzen nimmt er billigend in Kauf. Hat so jemand genügend viel getrunken, fällt er meist in Ohnmacht und hiernach in die Bewusstlosigkeit.

 

Komasaufen ist eine modisch gewordene Form des Alkoholmissbrauchs, besonders beliebt bei jungen Menschen. Die eigentliche Trinktechnik steht im Vordergrund des Umgangs mit Alkohol. Komasaufen hat in der Regel eine ausgeprägte sozialpsychologische Komponente. Es geht um die Gunst des Augenblicks: Coolness, mutig sein, im Mittelpunkt stehen, die Aufmerksamkeit an sich binden. Natürlich bietet Komasaufen dem Konsument auch die Möglichkeit, sich so vom Alltag abschalten zu können.

 

Besondere Gefahren ergeben sich aus der letztendlich unbekannten Konsummenge, die oft zu einer Alkoholvergiftung führt. Der Kontrollverlusttrinker (old school) und der Komasäufer vereinen sich in der Bereitschaft zu einem Vabanquespiel (neue Mode). Beide an sich unterschiedliche Typen mit durchaus auch verschiedener Konsummotivation machen Gebrauch von einer Trinktechnik. Diese heißt: in möglich kurzer Zeit möglichst viel in sich hineinkippen. Beide warten auf den Kick, der das Ende zelebriert. Hiernach folgen Bewusstlosigkeit, Filmriss, Vergiftungen und Schmerzen am nächsten Tag. Die Lust und die Suche nach dem Kick bringen den Alkoholsüchtigen in die Nähe des sog. härteren Drogenbereichs. Hier wird oft diagnostiziert, dass der Alkoholabhängige eigentlich ein Drogenabhängiger anderer Ausrichtung ist.

 

Neben körperlichen Besonderheiten liegt der Reiz auch in der Risikobereitschaft. Suchtpotential steckt im Unbekannten. Beide Konsumenten befinden sich letztendlich auf dem Weg des Rückzugs aus der Gesellschaft hin zu einem Hinein in die subjektive Erfahrenswelt. Drang entsteht aus dem Bedürfnis, in seiner Eigenwelt abtauchen zu können. Beide Konsumtypen lassen sich auf große Gefahren gesundheitlicher Schädigung ein. Unfälle und schwerste Verletzungen sind oft die Folgen. Ab einem gewissen Stadium weiß der Trinker auch nicht mehr, ob er weitertrinkt. So entstehen Todesfälle. Wer regelmäßig in der beschriebenen Form konsumiert, kommt an gesundheitlichen Schädigungen nicht vorbei. Die Verarbeitung von Alkohol im Darm (Dünndarm) schädigt diesen. Magen und Magenschleimhaut werden geschädigt. Leberschäden bemerkt eine lange Strecke zunächst keiner.  Auf körperliche Signale zu achten, ist besonders wichtig, mindestens für die, die zur Sucht neigen. Wichtig ist, sich dem Hausarzt rechtzeitig vorzustellen. So manche Diagnose kann erfolgreich Schlimmeres verhindern, wenn sie zur richtigen Zeit gestellt wird. Ihr Hausarzt kann ihre Symptome entsprechend interpretieren.

 

Alle die, die regelmäßig und oft trinken und dies bis zur Bewusstlosigkeit treiben, haben über kurz oder lang ein Schlafdefizit. Bewusstlosigkeit/Koma  kein Schlaf. Körperliche Regeneration kann also während dieser Zustände nicht erfolgen. Es entsteht hoher Stress und auch hieraus folgen psychologische Beeinträchtigungen verschiedenster Art.

 

Der Grundsatz „Weniger ist manchmal mehr“ ermöglicht jedem, sich auch an Rauschzuständen zu freuen.