Eine heimliche Entwicklung ...
Im Fachjargon wird sie als polyvalente Abhängigkeitserkrankung bezeichnet und definiert: die Polytoxikomanie (ICD-1019), eine diffuse Abhängigkeit von verschiedenen Substanzen. Konsumenten im Bereich der illegalen Drogen sind vordergründig angesprochen. Sie nehmen oft das, was sie gerade bekommen können. Überwiegend auch die jungen Leute sind an das gebunden, was „die jeweilige Marktlage hergibt“.
Abhängigkeiten bei Frauen sind schon seit Jahren zunehmend Kombi-Lösungen (Alkohol-Medikamente, Alkohol-Medikamente-Amphetamine). Zur Diagnosestellung gehört standardmäßig die Frage nach dem Konsum von verschiedenen Inhaltsstoffen. Nikotin gehört beispielsweise nicht dazu. Für alle Abhängigen gilt auch der Grundsatz, dass sie funktionieren wollen.
Im jeweils fortgeschrittenen Stadium greifen viele Betroffene zu dem, was Ihnen Hilfe verspricht. Hauptmotivation ist eigentlich der grundsätzliche Drang zur Zuführung von Substanzen. Der Abhängige ist damit zufrieden zu stellen, dass er etwas zum Einnehmen hat. Andere Motivationen sind der Wunsch nach Wirkungsverstärkung bei Gewöhnungseffekten, die Abschwächung von Entzugsreaktionen, aber auch ökonomische Überlegungen spielen eine Rolle. Oft können Kosten so gesenkt werden. Der Begriff der Suchtverlagerung erhält hier eine stark negative Komponente. Auch die Kombination Alkohol, Beruhigungsmittel und andere Medikamente ist beliebt. Medizinische Lösungen werden oft auf diesem Wege untergraben.
Nicht selten ist die Mehrfachabhängigkeit eine Folge der Selbstaufgabe des Betroffenen. Ein Leben ohne Drogen ist nicht mehr vorstellbar. Die Drogensucht zeigt sich hier in besonderem Maße auch in der Umweltbezogenheit. In der Gesellschaft herrscht größtenteils eine stark ambivalente Einstellung vor. Der Drang zum Konsum um jeden Preis korreliert mit dem Vernunftaspekt. Einstiege in die Mehrfachabhängigkeit sind auch Folge von Selbstversuchen und Probierverhalten. Nicht abwegig ist ebenso, dass einfach bloße Neugier eine Rolle spielt. In der psychischen Not werden auch pflanzliche Mittel eingesetzt, z. B. wird Alkohol wird mit pflanzlichen Beruhigungsmitteln gekoppelt.
Die Zuwachsraten im Bereich der Mehrfachabhängigkeit werden auch weiterhin ansteigen. Besonders die Verfügbarkeit diverser Medikamente wirkt sich hier nachtteilig aus. Aber auch vermehrtes Wissen um Wirkmechanismen führt dazu, dass immer mehr Leute sich selbst helfen wollen. Medizinische Hilfe bzw. Beratung ist hier unbedingt notwendig.
Therapeutische Möglichkeiten im klinischen Bereich sehen regelmäßig vor, dass von der Mehrfachabhängigkeit Betroffene verschärfte Bedingungen haben. Mehrfachabhängige brauchen in besonderem Maße multidisziplinäre Maßnahmen. Theoretische Erörterungen hierzu laufen der heimlichen Entwicklung seit Jahren hinterher.