Körperliche und seelische Dimensionen

 

Gibt es brauchbare Zusammenhänge?

 

Wenn ja, was sind die Folgen?

 

Was ist zu tun?

 

Welchen Stellenwert haben diese Kriterien für den Alltag,

 

vielleicht für die tägliche Gewalt?

 

Dies könnte die erste Strophe eines Liedtextes sein, ist es aber nicht. Das Thema Gewalt ist aktueller denn je, ein Umdenken ist längst überfällig, alle Ressourcen sollten hierzu mobilisiert werden.

 

Über die Begriffsbildung kann man zunächst Zusammenhänge konstruieren. Kontrollverlust ist ein Merkmal von Sucht und Abhängigkeit, aber auch von Aggressionen. Gewöhnungseffekte lassen ebenso Gemeinsamkeiten erkennen. Folge davon sind die Steigerungen in Qualität und Quantität. Gewalt basiert in der Regel auf Aggression. Rein psychische Gewalt kann allerdings ohne auskommen. So basieren Erniedrigungen meist auf dem Lustfaktor. Oft sind sie Teil einer breit angelegten Vorgehensweise, haben damit strategische Bedeutung. Geringschätzung ist in der Regel ein Impuls für Abwehrverhalten oder auch Selbstschutz. Abhängigkeiten regulieren die Person aufgrund von sog. Automatismen. Hierin begründet sich letztendlich auch der selbstzerstörerische Effekt von diversen Abhängigkeiten und Süchten. Suchtverhalten kommt ohne Aggression aus. Gewalt in Form von körperlicher Gewalt nicht. Suchtverhalten kann mit Aggressionen gepaart sein. Beide Komponenten sind allerdings verselbständigte Verhaltenseinheiten.

 

Der Begriff der Droge wird gewählt, weil er am neutralsten, am wenigsten wertend und am umfassendsten ist. Droge ist jeder natürliche oder künstliche Stoff, der die körperliche und seelische Befindlichkeit des Menschen beeinflussen kann. Legale wie auch illegale Drogen haben einen Bezug zur Kriminalität und damit zum Strafrecht. Stets relevant bei der Gewaltausübung ist ebenfalls die strafrechtliche Zuordnung. Der Umgang mit Drogen lässt sich auch als Ausdruck der Grundbefindlichkeit einer Gesellschaft vor allem auch junger Menschen in ihr verstehen. Dies gilt auch für den Umgang mit Gewalt.

Gesellschaftlicher Kontext

 

Denkt man über Entstehungsbedingungen nach, so ist Maßstab von Überlegungen die angenommene Nähe von Suchtverhalten und Gewalt.

 

Körperliches, geistiges und soziales Reifen in einer komplexen Gesellschaft ist mit Unsicherheiten, Risiken und vielen Gefährdungen verbunden. Reifephasen sind Zeiten des Umbruchs, ebenso wie Anpassungsbemühungen an Entwicklungen.

 

Legt man eine sozio-kulturelle Sicht zugrunde, rückt die geistige Situation des Menschen ins Blickfeld. Es geht dabei um einen Umbruch der Werte. Gesellschaften der Moderne entwickeln sich immer entlang einer Aufhebung des Herkömmlichen. Das bedeutet Verlust an Religiosität, Zweifel am Bisherigen, ein wenig verpflichtender Wertpluralismus (Kapitalismus), der Bedeutungszuwachs materieller Ziele, Aspekte von Wohlstands- und Konsumgesellschaft. Schwer ins Gewicht fällt auch der Verlust an Individualität. Vertypung findet statt, aktuell ist Imageaufbau und Anonymisierung besonders wichtig. Rationalität siegt über Emotionalität.

 

Die Lebensqualität eines jeden ergibt sich primär aus der Daseinssicherung. Meist fehlt eine ideelle Dimension. Vertrauen, glücklich sein, Nächstenliebe und Vorbildfunktionen wurden zum gesellschaftlichen Outsourcing.

 

Lebensgestaltung und Lebensbewältigung kranken seit langem am richtigen gefordert sein. Passives Erleben wurde in der Entwicklung dominant. So hat sich die Sozialisation nachhaltig verändert. Status- und Orientierungsunsicherheiten erfordern eine permanente Bekämpfung, auch mit dem Mittel der Flucht.

 

Gewalt gegen Partner

Der Einstieg in die Psychologie von Sucht und Gewaltausübung

 

Bekanntlich ist die kleinste Gruppe das Paar oder die Partnerbeziehung. So zu leben bedeutet, dass Partnerbindung zu einem wichtigen Element in einem Miteinander wird. Es ist wissenschaftlich belegt, dass insbesondere Männer wirkungsvoll psychologische Mechanismen entwickeln und auslösen, die Gefühle der Eifersucht hervorbringen. Diese Eifersucht hat den Sinn, den totalen oder  teilweisen Verlust des Partners zu verhindern. Es geht darum, den Partner von sexueller Untreue abzuhalten. Die männliche Welt wendet dabei einfache Taktiken an wie: die Frau isolieren, mit Drohungen vorgehen und Gewalt ankündigen. Männer provozieren bei eingeschätzter Überlegenheit Schlägereien heraus, ggfls. versuchen sie auch Aufmerksamkeit zu erregen. Es kann auch sein, dass der Partnerin Geschenke gemacht werden, teure Einladungen werden ausgesprochen, Besonderes wird ins Visier genommen oder Zukunftspläne geschmiedet.

 

Frauen selbst gehen einfacher, offener und selbstbewusster damit um. Sie machen sich besonders schön. So eingeschliffene Beziehungen stellen die Partnerbindung in den Vordergrund. Diese wird maßgeblicher Teil der Lebensform, meist unbewusst. So werden Beziehungen stressreich geführt, in Konsequenz wird die Partnerbindung zu einem Zerstörungsprozess.

 

Die Anwendung von Gewalt droht. Gewalt hat als Methode der Partnerbindung eine lange Tradition und ist kulturübergreifend über die Völker verbreitet. Kein Wunder, dass eine Steigerung so angelegt ist, dass auch Tötungsdelikte zustande kommen. Betrachtet man letzteres aus einer evolutionären Perspektive heraus, wird so der fiktive oder reale Rivale hart bestraft. Der Schaden ist auch gesellschaftlich groß, insbesondere wird die reproduktiv wertvolle Frau vernichtet. Traurig aber wahr ist auch die Tatsache, dass solche Ereignisse Gewalt erfolgreich zum Mittel der Abschreckung machen.

 

Männliche Eifersucht ist einer der zentralen Gründe für Gewalt gegen Frauen in Beziehungen. Die Taktik des Zwangs findet Anwendung. Gefährdet sind vordergründig Frauen, die jung und attraktiv sind und eben einen „reproduktiven Wert“ haben. Entsprechend vorliegender Untersuchungsergebnisse ist die Frau am besten geschützt in der Beziehung mit Männern, die erhebliche wirtschaftliche Ressourcen haben, wichtig ist aber auch der Bezug zur Verwandtschaft, d. h. dass die Frau in verwandtschaftliche Beziehungen eingebettet ist.