In vielen Therapien und Therapieformen steht die Vergangenheitsbetrachtung im Vordergrund. Kausale Ursachen werden meist dort gesucht und Änderungen des Betroffenen im Verhalten auf einen automatisch einsetzenden Prozess abgestellt. Grundlage für nötige Veränderungen ist also die gewonnene Erkenntnis, die zu neuen Einsichten führen soll und schließlich Zusammenhänge erklärt.
Damit die Gegenwart, also die aktuelle Zeit, aber nicht zu kurz kommt, bietet es sich an, sich selbst mit seiner persönlichen Stellung zum Mitmenschen im privaten Netzwerk sozialer Beziehungen zu betrachten. Dabei sollte die Frage des sozialen Rückhalts im Vordergrund stehen, weil feststeht, dass unsere Gesundheit mehr als erwartet auf die Zuwendung nahe stehender Personen angewiesen ist. Unser Eingebundensein in ein funktionierendes Umfeld beeinflusst unsere Befindlichkeit und wirkt damit auf unsere Wahrnehmung ein. Selbst- und Fremdwahrnehmung werden oft als Dilemma für Süchtige angesehen.
Soziale Beziehungen spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine Krankheit, können wichtige Beiträge sein für die Aufrechterhaltung von Fehlverhalten, sie beeinflussen oder begünstigen u. U. aber auch den Genesungsprozess. Sich schon in einem Vorfeld vor der eigentlichen Therapie in seiner Bezogenheit zur Umwelt zu betrachten, soll hier beispielhaft als adäquate Vorbereitung betrachtet werden. Wichtige Details:
Das Ideal sozialen Rückhalts besteht darin, geliebt und gemocht zu werden, akzeptiert zu sein, wenn möglich ohne größere Bedingungen, sich auf andere verlassen können, am besten bedingungslos. Jeder möchte auch gerne hochangesehen und als Ratgeber angesprochen werden. Ideal ist daher ein hoher Nutzen bei tragbaren Verpflichtungen. Umfelder können aber auch nachteilig sein, z. B. in der Frage des Ausmaßes sozialer Kontrolle. Wie stehe ich überhaupt dazu, will ich derartige Beschränkungen?
Sich mit den vorgenannten Inhalten zu beschäftigen macht deswegen Sinn, weil sich in den entsprechenden Therapien mit dem Kriterium der sozialen Kompetenz auseinanderzusetzen ist und diesem Thema auch eine größere Bedeutung beigemessen wird. Weil es hier ums Essen geht, spielt die sog. kognitive Kontrolle des Essverhaltens eine sehr wichtige Rolle. Hohe kognitive Kontrolle bedeutet eine geringe Störanfälligkeit des Essverhaltens und ist i. d. R. mit einem geringeren Körpergewicht verbunden. Sowohl bei Fragen, die sich um das Essen drehen, wie auch bei Überlegungen zur verstandesmäßigen Kontrollfähigkeit der Person spielt das Kriterium der Kompensation eine bedeutende Rolle.
Beschäftigen Sie sich intensiv mit diesen Inhalten. Sie erschließen sich damit mehr Handlungsspielräume in Ihren therapeutischen Sitzungen.