Besonders im jugendlichen Lebensabschnitt sind wir im Sinne einer optimalen Entwicklung darauf angewiesen entsprechend zu reifen, aber auch auf der geistigen und spirituellen Ebene voranzukommen und uns hier den richtigen Herausforderungen zu stellen.
Die verschiedenen Lebensumstände, in die wir hineingeboren werden, verheißen keineswegs das Glück auf Erden für jeden bzw. von Natur aus. Mängel und Defizite im Sozialisationsgeschehen sind an der Tagesordnung. Zu spät erkennen wir die Wirkungen, wenn es Zeit wird das private Glück selbst in die Hand zu nehmen. Heute weiß man, dass aus ungünstigen Sozialisationskonstellationen ein Syndrom entwickelt werden kann, das als Prädisposition Weichen für unsere Zukunft stellen kann, ohne dass wir dies bemerken und dadurch dagegenhalten könnten. Dies wäre dann die ‚Geburtsstunde‘ von negativen Verhaltensweisen, die uns später belasten. Suchtverhalten wie auch delinquentes Verhalten wird sehr oft dann benutzt, wenn Erregungszustände zu kompensieren sind, für die augenblicklich keine bessere Lösung gefunden werden kann, die aber auch aufgrund einer erworbenen Disposition auf Befriedigung ausgerichtet sind. Im Sinne der Prägung kann sich in sensiblen Phasen der Entwicklung ebenfalls Verhalten manifestieren, das im Ergebnis Funktionieren als Ganzes bedeutet, das jedoch auf der Grundlage einer Fixierung dingfest gemacht wird.
Genauso wie der Umgang mit diversen Substanzen, also Drogen, als abweichendes Verhalten zu betrachten ist, geschieht dies auch mit süchtigem Verhalten allgemein. Genauso wie der Umgang mit Drogen bei gleicher sozialer Disposition der Konsumenten gegen anderes Verhalten austauschbar ist, geschieht dies auch bei süchtigem Verhalten an sich. Spielen bei substanzgebundenen Süchten und Abhängigkeiten die jeweilige Zusammensetzung der Substanz eine wichtige Rolle, kommt süchtiges Verhalten im Rohzustand ohne diesen Verstärkungsmechanismus aus. Beiden Verhaltensaspekten ist gemein, dass es auf die Wirkung ankommt. Süchtiges Verhalten wirkt auf einer subtilen Ebene als Erregungszustand, der uns reguliert. Er ist aber zweifellos als solcher nicht leicht zu entschlüsseln. Hier wirkt Aufklärung ein und muss über das Kriterium der Einsicht den nötigen Erfolg einfahren. Delinquentes Verhalten bei Jugendlichen und auch bei Erwachsenen ist keineswegs resistent gegen Veränderungen. Lukrativ bleibt es für den Menschen dann, wenn es Erfolge einbringt. Dies hat in vielen Fällen wenig mit einem materiellen Erfolg zu tun. In möglicherweise sogar den meisten Fällen kommt es über die Entstehung einer Eigendynamik zum Abbau von psychosomatischer Erregung oder umgekehrt wird diese latent bewusst gesucht.
Auf dieser geschilderten Ebene passiert auch viel an untauglichem Verhalten im Hinblick auf das Funktionieren der Gesellschaft als Ganzes: Lügen und Betrügen werden bagatellisiert, Arbeitgeber bestohlen oder mit privaten Kosten belastet, Vorschriften im Straßenverkehr spielen keine Rolle, ebenso der begangene Versicherungsbetrug oder die unkorrekten Angaben in der Steuererklärung. Leider ist es so, dass für derartige Verhaltensweisen meist die jungen Leute im Fokus der Betrachtung stehen. Lohnend wäre ein genauerer Blick in die weitere Entwicklung hinein. Sucht und delinquentes Verhalten haben kurz angerissen viele Gemeinsamkeiten, sie regen an, kompensieren und tragen insgesamt auf vielfältige Weise zur Zufriedenheit der Leute bei.
Vgl. auch Kreuzer, Arthur: Jugend – Drogen – Kriminalität, Luchterhand Verlag 1987